Freitag, 14. September 2012

Bengasi 2.0

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Stimmung: schlecht

Am Dienstag starben Unschuldige in Libyen.

Am Donnerstag erinnerte ich Sam, der etwas über einen der in Bengasi getöteten Amerikaner schrieb, daran, dass nicht nur Amis gestorben sind ... weil ich es unglaublich fand, wie in den Medien hier nur von amerikanischen Opfern gesprochen wurde, als zählten die Opfer, die nicht das Privileg eines amerikanischen Passes hatten, nicht.

Aber Sam ist mein Freund, er ist Amerikaner, da sind drei seiner Leute ermordet worden, seine Botschaft angegriffen, seine Flagge verbrannt worden, und mir tat der Kommentar bald schon Leid. Nicht, weil ich glaubte, dass er falsch war, aber weil es Orte und Zeiten gibt, zu denen man bestimmte Sachen nicht sagt, weil es unpassend wäre. Oder anders herum: Alles hat seinen Ort und seine Zeit. Für diesen Kommentar war das nicht der richtige Platz, nicht der richtige Zeitpunkt.

Am Freitag schrieb ich Sam. Eine Entschuldigung. Und wie es ihm geht.

Und er schreibt.

Und ich könnte mit dem Kopf gegen die Wand schlagen.

Und er schreibt.

Und ich weine.

Greg, einer der Männer, die in Bengasi starben, war ein Freund. Ein sehr guter Freund. Sam hat durch eine E-Mail vom Tod des Freundes, der Mitglied einer amerikanischen Eliteeinheit erfahren. Und sitzt jetzt in einem der konservativsten arabischen Länder, wo er studieren soll, als Ami, zum ersten Mal im Nahen Osten, allein unter Einheimischen, und trauert um seinen Freund, trauert in einem Umfeld, in einer Situation, die wohl unpassender nicht sein könnte.

Und ich sitze hier, und die Ereignisse im Nahen Osten waren schon vorher hier bei uns im Wohnzimmer angekommen, durch Farah, die sich über ihre randalierenden Landsleute in Libyen aufregte, durch Noura in Ägypten, die sich sicher war, dass das, was da in ihrer Stadt, in Kairo vor sich gegangen war, eine organisierte Aktion war, durch Ishak, der sich über die einseitige Berichterstattung aufregte.

Aber jetzt ist der Schmerz hier. Was eigentlich nicht so sein sollte, sollte man nicht von jedem gewaltsamen Tod gleichermaßen getroffen sein, unabhängig davon ob er jemanden im eigenen Umfeld betrifft oder nicht?, aber der Schmerz ist erst jetzt hier.

Und ich sitze hier und weine, um Greg, mit dem ich wahrscheinlich nicht viel gemeinsam hatte, den ich und der mich komisch gefunden hätte, dessen politische Meinung ich für unvertretbar gehalten hätte - und er mich für einen Extremist -, weine um Greg und weine für Sam.

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