Samstag, 19. März 2011

Rajiv

Oder: Fremder hier wie dort

Auftrag

Mit Rajiv hatte ich mich von Anfang an gut verstanden. Eigentlich mochte jeder Rajiv. Er war meistens gut gelaunt, immer freundlich und hatte einen netten Humor. Als er hörte, dass ich demnächst nach Indien fahren und nicht viel später auch wieder nach Pakistan kommen würde, fragte er, ob ich ihm etwas mitbringen könne. Ein T-Shirt mit dem Om-Zeichen für einen seiner Söhne, die bekomme man in Pakistan kaum. Sie bräuchten aber eins für eine religiöse Zeremonie demnächst bei ihnen im Tempel. Er gab mir pakistanische Rupees mit, die ich in Indien in indische Rupees wechselte und mit denen ich das gewünschte Hemd erstand. In Rot-Gelb, das hatte besonders schön ausgesehen.

Fremd in Pakistan

Rajiv und seine Familie sind pakistanische Hindus. Seine Eltern und Großeltern blieben damals, als Hindus, Muslime und Sikhs nach der Teilung Indiens im Jahre 1947 sich gegenseitig vertrieben und voreinander flüchteten, in dem Teil des Landes, der Pakistan wurde. Als hinduistische Minderheit haben sie es bis heute nicht leicht. Dass Rajiv sich das Om-Hemd aus Indien mitbringen lassen musste, war da noch ein harmloses Beispiel.

Fremd in Indien

Er habe, so meinte Rajiv, sich immer wieder gefragt, ob er nicht nach Indien auswandern solle. Dort, in einem Land mit mehrheitlich hinduistischer Bevölkerung wäre das Leben in vieler Hinsicht einfacher. Aber, so erklärte er, den Gedanken habe er schließlich wieder verworfen. In Indien würde er immer "der Pakistani" bleiben. Da spiele die gemeinsame Religion keine Rolle. Dass er aus Pakistan käme, das höre man allein schon an der Sprache. Und in seinem Pass - selbst wenn es ein indischer wäre - stünde als Geburtsort ja auch [Stadt in Pakistan]. Dem könne er nicht entkommen. Und nach einem Anschlag festgenommen zu werden, nur weil die Sicherheitsbehörden einen Sündenbock brauchten und er als "Pakistani" sich da eben besonders anböte - nein, da bleibe er lieber hier, trotz all der Probleme.

3 Kommentare:

Belladetta hat gesagt…

Liebe Lieselotte,
die Lage in Südasien ist für alle, egal ob es sich um Christen, Sikhs, Hindus, Dalits oder Muslime handelt, äußerst brisant. Wegen der Bevölkerungsexplosion sitzen sie alle auf einem Pulverfass, in Indien genauso wie in Pakistan. Und die Leute, die Grips im Kopf haben, wollen am liebsten weg. Die Verelendung der Städte mitansehen zu müssen, ist schwer zu verkraften, gerade für die gebildete Schicht. Aber leider ist da von der politischen Kaste Jahrzehnte versäumt worden, die sich anbahnenden und absehbaren Mißstände zu beseitigen. Jeder wirtschaftete nur in seine eigene Tasche und das Ergebnis heute: 60% Analphabeten, Anarchie, ethnische und religiös-verbrämte Konflikte, Hunger. Es ist ein Skandal und macht mich extrem wütend.

Belladetta hat gesagt…

Liebe Lieselotte,
ist mir gerade im Spiegel untergekommen. Bin wohl nicht die einzige, die die Entwicklungen so sieht:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,752202,00.html

Liebe Grüße

Anonym hat gesagt…

Schlauer, als sich mit den vielen Hindus anzulegen war es natürlich, sich eine Minderheit zum massakrieren und vertreiben auszusuchen.

Lahore war mal eine Sikh-Metropole. Als die Sikhs merkten, dass sie sich gegen eine moslemische Übermacht nicht behaupten konnten, da haben ihre letzten Männer ihre Frauen getötet, damit sie keine moslemischen Kinder bekommen müssen.

youtube
The Day India Burned -4/9 am Min 6

Aus einer seroösen Dokumentation; keine keine Spiesserhetze a la ihr wisst schon...

Und das ist zum Blut gefrieren.

Ehrenmorde und Islam? Die meißten Ehrenmorde werden aus Angst vor Moslems von nichtmuslimischen Minderheiten begangen. Herzlichen Glückwunsch; die Religion des Friedens ist aus dem Schneider!