Mittwoch, 16. März 2011

Nina

Blick nach Westen

Nina kommt aus [Land in Suedosteuropa]. Sie war schon frueh eine sehr gute Schuelerin und konnte so nach der Grundschule auf das Deutschsprachige Gymnasium, die beste Schule der Stadt wechseln. Nach vier Jahren intensivem Deutschunterricht sprach sie die fremde Sprache fliessend.

Blick nach Osten

In ihrer Freizeit tanzte Nina in einer Volkstanzgruppe. Die Gruppe war so erfolgreich, dass sie regelmaessig zu Wettbewerben und Auftritten ins Ausland fuhren. Unter anderem in die Tuerkei. Dort verliebte sich Nina in das Land, seine Sprache und Kultur. Zurueck in [Land in Suedosteuropa] begann Nina mit einem Selbstlernerbuch, sich Tuerkisch beizubringen. Das war eher ungewoehnlich fuer eine junge Frau aus [Land in Suedosteuropa], wo noch heute die Geschichten vom tuerkischen Joch, unter dem man Jahrhunderte lang gelitten habe, dominieren und die tuerkische Minderheit im Lande extrem schlecht angesehen ist.

Abitur, Studium und danach

Ninas Traum war es, nach dem Abitur Turkologie zu studieren. Oder Germanistik, an der besten Uni im Lande, in der Haupstadt. Vielleicht sogar in Deutschland. Irgendwie kam sie nach den Abiturpruefungen jedoch nicht zu Potte und vertroedelte so die Bewerbungsfristen. So kam es, dass sie schliesslich an einem passablen College in ihrer Heimatstadt Touristik studierte. Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie in einer der touristischen Hochburgen ihres Landes. Dort lernte sie George aus Ghana kennen, Nina kam mit ihm zusammen und wurde ein paar Jahre spaeter schwanger. Von einem Schwarzen! In [Land in Suedosteuropa] heute ist das ungefaehr so schlimm wie es in Deutschland in den 1950ern oder 60ern gewesen sein muss.

Familie und Beruf

Ninas Familie hielt zu ihr. Heute ist die kleine Svetlana (Ninas Vater hatte darauf bestanden, dass das Maedchen nach ihrer Grossmutter benannt wurde) zwei Jahre alt. Nina wuerde gerne wieder arbeiten gehen, aber mit einem Kleinkind in der Tourismusbranche ist das schwierig. Vor allem, weil es in [Land in Suedosteuropa] kaum Betreuungsmoeglichkeiten fuer Kleinkinder gibt.

Naechste Station: ... ?

Nina und George sehen ihre Zukunft nicht in [Land in Suedosteuropa]. Einerseits, weil George und Svetlana dort immer als Fremde angesehen werden wuerden, andererseits, weil die wirtschaftliche Lage nicht wirklich witzig ist und weil es Nina immer noch in die Ferne zieht. George ist deshalb vor einem Jahr in die USA gefahren, wo er - wie Nina waehrend ihres Studiums - frueher schon einmal gearbeitet hat. Er hat dort eine Arbeitsstelle gefunden, aber als Nina und Svetlana ihn besuchen kommen wollten, wurden sie nicht ins Land gelassen. Es bestehe die Gefahr, dass sie ihren Aufenthalt illegal verlaengern wuerden. Nina hat keinen Schritt ausserhalb des Flughafens gesetzt, auf den 12-stuendigen Hinflug und einige Stunden im Transitbereich folgten direkt die Rueckkehr nach [Land in Suedosteuropa]. Fuenf Jahre darf sie jetzt nicht mehr in die USA einreisen.

Wie es jetzt ist

Und so arbeitet George jetzt in den USA und Nina zieht, mit der Unterstuetzung ihrer Freunde und Familie, ihre Tochter in [Land in Suedosteuropa] auf. Falls ihr also im naechsten Pauschalurlaub ein kleines schokobraunes Maedchen mit dunklen Loeckchen an der Hand seiner jungen, huebschen Mutter seht - das sind das wahrscheinlich die beiden.

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

1. Zu blöd, Bewerbungsfristen einzuhalten.

2. Sich vom Erstbesten eine Blage andrehen lassen.

3. Nachdem sie geworfen hat, zu faul zum Arbeiten.

4. Zu blöd, sich vorher über die Einreisebestimmungen / Visumspflicht in den USA zu informieren.

Fazit: Die USA machens richtig, genauso sollte das hier auch laufen.

p.s. Wenn George schlau ist, sucht er sich ne andere. Die Frau ist alleine offenbar nicht lebensfähig.

Anonym hat gesagt…

UNGLAUBLICH! Obwohl sie eine Familie sind?

Lieselotte hat gesagt…

@ Anonym 1:

Hoeren Sie mal, wenn Sie moechten, dass Ihre Kommentare hier weiter veroeffentlicht werden, dann wuerde ich Ihnen vorschlagen, dass Sie sich mal mit Ihrer Ausdrucksweise feilen. Eine solche Tonlage brauche ich auf diesem Blog nicht. Sie koennen gerne Ihre Meinung zu diesem Artikel und der deutschen und amerikanischen Einwanderungs- / Visapolitik hier posten, aber so, wie Sie das hier getan haben, spricht man nicht ueber einen Menschen. Klar?

Annanymous hat gesagt…

Wieso kommt George nicht zurück und sie gehen zu Dritt in ein anderes Land? Hat Nina überhaupt noch Kontakt zu ihm?

Ich weiß zufällig um wen es sich in dieser Geschichte tatsächlich handelt. Wie schade, dass es so gelaufen ist letzten Endes. Ich erinnere mich noch gut: Ich war damals so begeistert von ihr! Perfektes Deutsch ohne je in Deutschland gewesen zu sein bzw. dort gelebt zu haben? Wow!

Lieselotte hat gesagt…

@ Annanymous:

Ich habe ihr auch schon England vorgeschlagen... :) Weiss aber nicht genau, was die Plaene sind. In Kontakt sind sie noch, na klar, "Fernbeziehung" nennt man so was heutzutage, glaube ich...

Das "Noch nie in Deutschland / England gewesen, aber perfekt die Sprache sprechen"-Phaenomen ist mir oft unter gekommen, in Osteuropa. Und mich dann gefragt, was bei uns woll schief gelaufen ist... ;)

Anonym hat gesagt…

"Und mich dann gefragt, was bei uns woll schief gelaufen ist... ;)"

Sie spielen sicher auf die Kulturbereicherer aus dem islamischen Raum an, die die Landessprache auch in der nunmehr 4. Generation nicht unfallfrei beherrschen.

Tja, das weiss ich leider auch nicht...

Lieselotte hat gesagt…

Nee, lieber Anonym, auf die habe ich nicht angespielt. Ich hatte eher an all die Leuchten bei uns damals auf der Schule gedacht, die heute - trotz sieben Jahren Französischunterrichts - vielleicht gerade mal ein "bonjour, croissant" über die Lippen bekommen.

Es grüßt
die Lieselotte

conring hat gesagt…

Liebe Liselotte,
was mich nun bei Ihrer Geschichte wirklich interessiert ist, wie eine Frau, die Sie in Ihrem Artikel ja als nicht unintelligent schildern, so blöd sein kann per Flugzeug illegal in die USA einreisen zu wollen.
Eine fünfjährige Einreisespeere wird nicht auf Verdacht der Verlängerung eines Touristenvisums verhängt.
George hätte vielleicht seine Affinität zur USA zurückstellen sollen und sich von dem südosteuropäischen Land, dass ja vielleicht Mitglied der EU oder mit dieser diverse Einreiseabkommen unterhält, um eine Einreise in dieses Staatsgebilde bemühen sollen. Deutschland hätte sich angeboten, da ja auch schon seine Frau diese Sprache spricht. Alternativ natürlich auch die Türkei (gehört jetzt nicht zur EU, ist ja aber auch eine schönes Land und sicher sicher viel toleranter als das "Land in Südosteuropa") Wenn ich Ihrer Dastellung traue, dann ist die ganze Aktion letzendlich an dem Machismo von George gescheitert.

Lieselotte hat gesagt…

Lieber conring,

sie wollte nicht illegal einreisen. Sie wollte tatsächlich nur ihren Mann besuchen und danach wiedr zurück in ihr Heimatland. Dass Problem ist, dass wenn man das den Grenzbeamten nicht glaubhaft verklickern kann und sie, weil man z.B. in deren Augen ausreichend Belege vorlegen kann, dass man in seinem Land "fest verwurzelt" ist, die einen einfach zurückschicken können. Das handhabt Deutschland ja nicht anders. Und ist so auch erst mal kein Problem - außer, wenn es die Falschen trifft. Die fünf Jahre Sperre treten danach automatisch ein.

Klar wäre Deutschland auch eine Möglichkeit. Bloß spricht George die Sprache nicht. In den USA haben beide schön gearbeitet. Und die Türkei als "neue Heimat" bietet sich wegen der Sprachbarriere, der auch nicht exzellenten Situation auf dem Arbeitsmarkt und - wieder - dem Problem des Aufenthaltsstatuses nicht wirklich an.

George ist kein Macho. Wie kommen Sie darauf?

Gruß
Lieselotte

normalverteilung hat gesagt…

Land in Suedosteuropa = Bulgarien (Treffer, versenkt, oder? :-) ) Die Mutter eines guten Freundes von mir kommt von dort, die Türken sind dort tatsächlich nicht beliebt, aber wen wundert es bei der Historie.

conring hat gesagt…

@Lilelotte,
dass der Herr ein Macho ist, erscxhliesst sich mir aus seinem Verhalten.
Frau schwängern, in einem anderesw Land auswandern, Frau und Kind zurücklassen und von Frau erwarten, dass sie die Nachgreise irgendwie hinbiegt.

Annanymous hat gesagt…

Schickt er denn Geld nach {Land in Südosteuropa}? Also unterstützt er die beiden? Wie eng ist der Kontakt noch? Kommt er denn mal auf Besuch zu ihr und dem Kind? Ich verstehe das alles nicht. Wieso sind sie nicht verheiratet?

Und wie konnte sie überhaupt in ein Flugzeug steigen, wenn sie keine Einreiseerlaubnis hatte?

Lieselotte hat gesagt…

@ conring:

"George" ist kein Macho. Fuer eine Schwangerschaft braucht es meines Wissens immer noch zwei Menschen. "Ausgewandert" ist er, um seine Familie finanziell unterstuetzen zu koennen. Und der Plan war, dass "Nina" dann eines Tages hinterher kommt.

Lieselotte hat gesagt…

@ Annanymous:

Natuerlich unterstuetzt er die beiden, das ist doch uberhaupt der Grund, weshalb er aus [Land in Suedosteuropa] weg ist. Ob er zu Besuch kommt, bezweifle ich, ein Ticket von Europa in die USA ist ja kein Pappenstiel. Ob sie verheiratet sind oder nicht, weiss ich gar nicht.

Um in die USA zu reisen, braucht man keine Einreiseerlaubnis. Man setzt sich, genauso wie "Nina" das gemacht hat, ins Flugzeug. Theoretisch kann am Flughafen vor Ort jeder abgewiesen werden, ein Recht auf die Einreise hast du nie, in keinem Land.