Samstag, 13. November 2010

Integration? Ach nö

"In Deutschland wird gerade viel über Integration von Ausländern gesprochen. Aber was ist eigentlich mit den Deutschen im Ausland? Die sind natürlich interessiert an landestypischer Kunst und Kost, sprechen akzentfrei Arikaans und Zulu und kämen nie auf die Idee, der eigenen Leitkultur zu huldigen! Unsere Korrespondenten haben da eher andere Erfahrungen gemacht..."

Ein paar nette Videos zum Thema - finden sich auf tagesschau.de.

Bild: Aquajazz

7 Kommentare:

Annanymous hat gesagt…

Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen würde ich mal sagen. Denn es geht bei Integration hier in Deutschland ja nicht um sagen wir GTZ-Mitarbeiter im Auslandseinsatz, die sich gerne in den Luxusherbergen der so genannten Entwicklungsländern herumtreiben, ihren dekadenten Gewohnheiten folgen und von denen man sicherlich keine Integration zu erwarten hat, sondern um Menschen, die einen neue Heimat gesucht haben und ein besseres Leben haben wollen, als da wo sie herkommen. Denn da wo sie herkommen gibt es oft keinen Sozialstaat, keine Bildungseinrichtungen zu denen sie Zugang haben und keine sonstigen Vorzüge. Von diesen Menschen sollte man doch erwarten können, dass sie sich größten Teils diesem für sie neuen Land öffnen und sich "eingliedern" (ohne Selbstaufgabe).

Und wenn ich wirklich auswandern will, dann würde ich mich in meinem Zielland auch einleben und einfügen wollen. Dann bin ich auch sicher keiner von denen, die sich alten, deutschen Bräuchen hingeben und Tracht tragen und nur Sauerkraut mit Knödeln essen wollen, sondern bin offen und neugierig was mir das neue Land zu bieten hat, freue mich auf die dortige Küche (wenn auch nicht auf alles davon), möchte mit den Menschen reden können (auf deren Sprache), etc.

Annanymous hat gesagt…

Ach, übrigens ist es ja nicht unbedingt ein Zeichen von Integration im eigentlichen Sinne, wenn z.B. Zugezogene in Südafrika Afrikaans lernen - Afrikaans ist eine Sprache, die ursprünglich nichts dort zu suchen gehabt hatte. Das Land hat diese Amtssprache der niederländischen Kolonialzeit zu verdanken ;-)

Lieselotte hat gesagt…

Hm, also erst mal - um Missverständnissen vorzubeugen - der Text stammt nicht von mir, das ist ein Zitat.

Zweitens kam der Großteil derer, die hier Migranten genannt werden, nicht hierhet, weil sie - wie du schreibst - "eine neue Heimat gesucht" haben. Damals hieß es - von beiden Seiten: "Das ist nur für ein paar Jahre". Genau das ist ja einer der Gründe, weshalb wir heute mit Problemen wie mangelnden Deutschkenntnissen nach 30 Jahren im Land zu tun haben.

Drittens finde ich, dass man sich auch als GTZ-Mitarbeiter, der vorhat, nur zwei, drei Jahre zu bleiben, mehr integrieren kann als es viele der westlichen "expats" außerhalb Europas tun.

Das noch typischere Beispiel wären irgendwelche Pauschaltouristen, die in Shorts und Spaghettiträgertops durch die Jerusalemer Altstadt trampeln, aber zu Hause was von "Kopftücher raus" schwafeln. - Und darum ging es mir in diesem Post: mal die Gegenseite aufzeigen.

Gruß
von der Lieselotte

Faquarl hat gesagt…

Liebe Liselotte,
das Beispiel der Namibiadeutschen zeigt, welch bizarre Blüten eine über mehere Generationen in ihrem eigenen Saft schmorende Paralell-Gesellschaft treiben kann, deren Mitglieder nicht bereit sind sich an ihre neue Umgebung anzupassen. Die anderen Tagesschau-Beispiele sind ja alle noch in der ersten Generation. Ich persönlich war auch "Gastarbeiter" (mein Gehalt hat der deutsche Staat bezahlt) in einem arabischen Land: Saudi-Arabien. Arabisch habe ich nicht gelernt, da ich in diesem Land nie bleiben wollte. Dort hies es, außerhalb des Europäer-Ghettos, Unterordnung unter die islamische Leitkultur, die auf mich und meine Frau als Atheisten keine so anziehende Wirkung ausübte. Multikulturalismus ist bei den Wächtern der heiligen Stätten eher ein Begriff vom Mars.
Dass die meisten zahlenden Touristen nicht bereit sind an die Sitten ihres Gastlandes anzupassen (wer bezahlt, schafft an) gilt global:
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~ED406148D38444B08810FB7E1A615073E~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Lieselotte hat gesagt…

Hallo Faquarl,

danke für deinen Kommentar. Mit dem Link scheint was nicht zu stimmen. Kannst du ihn noch mal posten?

Gruß
Lieselotte

Annanymous hat gesagt…

Ja, Gastarbeiter haben noch mal einen speziellen Status. Aber nach so vielen Jahrzehnten kann man sich dann auch nicht mehr nur auf diesen berufen. Fakt ist, dass man (mit gutem Recht) hiergeblieben ist und nun auch schon Enkelkinder hier hat. Ob man nach so vielen Jahren des Zwischen-Status noch erwarten kann, dass die älteren Leute sich 100%ig integrieren ist fraglich. Es ist sehr schwierig mit 60 plus noch ordentlich Deutsch zu lernen ... nicht jeder ist so sprachbegabt und es muss auch die Motivation vorhanden sein. Aber woher soll diese kommen? Doch wenn nun auch die 2. und 3. Generation, also die jungen Leute, die hier geboren sind, mangelnde Deutschkenntnisse haben und lieber unter sich bleiben (z.B. nur in türkischen Läden einkaufen), dann sehe ich das als problematisch an. Nicht, dass die deutsche Gesellschaft an sich da keine Mitschuld hätte (das braucht hier ja nicht diskutiert zu werden), aber die Signale sind manchmal doch sehr deutlich, dass kein Bedarf seitens der "Zuwanderer" besteht, am kulturellen und sozialen Leben hier teilzunehmen.

Und es gibt genügend funktionierende Gegenbeispiele von prima integrierten Leuten - es kann also nicht nur an den Bedingungen hier liegen.

Vielleicht sind es auch Voraussetzungen, die die Großeltern damals mitgebracht haben? Anyway ... ich finde man sollte die Problematik nicht mit derer der so genannten Expats vergleichen. Diese Expats sind ein bestimmter Schlag Mensch, die eben nicht an einer Integration interessiert sind, sondern viel Geld und Prestige einfahren wollen und tatsächlich nur kurze Zeit bleiben, es lieben in exotischen Ländern zu gastieren um sich damit zu brüsten, wie offen und flexibel sie doch sind. Dabei ist von vornherein klar, dass diese kleine Gruppe von Leuten aus einer anderen Position heraus in all die Länder gehen ...

Und zu den Pauschaltouristen: Die wären keine Pauschaltouristen, wenn sie ein bissl was in der Birne hätten oder irgendwie eine andere Möglichkeit sich zu erholen :-D sehen würden. Und hätten sie ein bissl was in der Birne, würden sie vielleicht auch einen angemesseneren Umgang mit den örtlichen Gepflogenheiten finden. Aber auch diese Gruppe kann man nicht als Vergleich heranziehen, wenn es um die deutsche Integrationsproblematik geht, denn die Urlaubsländer könnten sehr wohl etwas gegen solche Störfaktoren tun: Man könnte es schlichtweg unterbinden, dass die Leute sich daneben benehmen. Und wieso auch deutsches Essen (bzw. deutschen Billigfraß) im Ausland anbieten? Keiner zwingt die Restaurant-, Hotel- und Bistro-Betreiber dazu, aber da Geld nicht stinkt, wird es gemacht und der Otto-Normalverbraucher freut sich und bedient sich daran. Und hinter Ottos Rücken wird dann gelästert oder geschimpft. Absurd!

Ach so: außerdem ist es auch etwas anderes, wenn jemand "nur" als Tourist irgendwo herumstolpert und nicht mit seiner für die örtlichen Verhältnisse unangemessenen Erscheinung auch noch in ein öffentliches Amt treten möchte. Sollen die dickbäuchigen Deutschen in Socken und Sandalen und T-Shirt durch Jerusalem stolpern solange es nicht verboten ist und solange sie dann nicht den Unterricht in den Schulen schmeißen wollen.

Faquarl hat gesagt…

Hier der richtige Link:http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~E8D136D9491C54C42BBE35D75327253D8~ATpl~Ecommon~Scontent.html