Freitag, 10. September 2010

'Id in London

29 oder 30 Tage dauert der Ramadhan. Danach kommt 'Id. Bayram sagen die Türken, bajram die Bosnier und genau heißt es 'id-ul-fitr: das Fest des Fastenbrechens. Am Morgen oder Vormittag wird in der Moschee das Festgebet in Gemeinschaft gebetet - und dann wir drei Tage gefeiert.

Wann genau 'Id ist, löst jedes Jahr wieder Diskussionen aus. Die einen bestehen darauf, dass der Mond zu sehen sein muss, den anderen reicht es, zu berechnen, wann der Mond prinzipiell zu sehen sein könnte, die nächsten richten sich danach, wie das in ihren Herkunftsländern gehandhabt wird und wieder andere orientieren sich an Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Iran. Ich hatte im Kopf, das 'Id am Freitag ist, am Donnerstag also noch mal gefastet wird und habe dann einen mittelschweren Schock erlitten, als ich am Donnerstagabend auf islam.de gelesen habe, dass laut dem Koordinationsrat der Muslime in Deutschland 'Id am Donnerstag ist. Was, wie bitte? Oh nee, und ich habe heute gefastet! Ein paar Minuten hektischer Recherche auf verschiedenen Websites später war dann klar: nein, in Großbritannien ist es - für die Mehrheit der Muslime zumindest - am Freitag. Puh.

Es ist mein erstes 'Id in London. Ich kenne hier wirklich noch nicht viele Leute, vor allem keine Muslime, aber Donnerstagabend nach dem Fastenbrechen ging es los: Mein Telefon hörte gar nicht mehr auf zu Piepen, noch eine SMS mit 'Id-Wünschen und noch eine und noch eine. Am Freitagmorgen machte ich das Lieschen fertig, packte sie in den Buggy und machte mich mit ihr auf den Weg in die Moschee. Schon auf der Fahrt mit dem Bus fallen mir die Gruppen von Männern in weißen, roten, türkisen shalwar kameez auf, die auf der Straße stehen, sich grüßen, umarmen, unterhalten. Ganze Familien sind unterwegs. Vor der Moschee gibt es kein Weiterkommen, so was habe ich noch nicht gesehen: so viele Muslime auf einem Fleck - und das mitten in Westeuropa!

In der Moschee lerne ich Janna aus Bangladesch kennen, die in Kanada als Kindergärtnerin arbeitet; Noura, die aus Djibouti stammt und sich freut, endlich mal wieder mit jemandem Französisch sprechen zu können; und Bayan, die an einer der Universitäten studiert hat, an der auch ich überlegt hatte zu studieren, und ihre Schwiegermutter, die aus Syrien stammt, in Deutschland lebt, und das Lieschen und mich mit Pfefferminzbonbons, Kaugummis und Schokolade versorgt. Angesichts der Vielfalt der Menschen, die dort zusammenkommen, ist es mir unverständlich, weshalb die Khutba auf Arabisch gehalten wird - außer filistin und afghanistan (das muss der du'a-Part gewesen sein) habe ich nichts verstanden.

Wie es wohl bei den Wahabitinnen gewesen ist? Eine Einladung zum Festgebet hatte ich auch von einer von ihnen per SMS erhalten. Sie hatten irgendwo draußen das Gebet organisiert (weil das Festgebet im Freien Sunna sei...), und ich hatte mit dem Gedanken gespielt, aber mich doch dagegen entschieden. Unter anderem wegen der Khutba, von der ich (mein Bedarf an Wahabi-Predigten war nach der letzten Veranstaltung fürs erste gedeckt) etwas haben wollte - tja.

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