Sonntag, 8. August 2010

Ramadhan, Weihnachten und der Supermarkt

Vor ein paar Tagen lag mal wieder ein Prospekt des lokalen Supermarktes bei uns in der Post. "Ramadan Mubarak" hieß es da in goldenen Lettern auf türkisem Hintergrund und eine rote Moschee, eine Mondsichel und ein paar Sterne komplettierten das Ganze. Kichererbsen, Tomaten, Yoghurt, Samosas, Basmatireis, Garnelen, Ingwer, Knoblauch, Gewürze, Kartoffeln und Mangosaft sind im Angebot - alles, was man eben braucht, um ein schönes südasiatisches Ramadhan-Menü zusammenzustellen.

In England gibt es Christen und Muslime, und es gibt Werbeprospekte zu Weihnachten und Werbeprospekte zu Ramadhan. In Deutschland gibt es Christen und Muslime, und solche Prospekte, die gibt es zu Weihnachten. Und zu Ostern.

Jetzt kann man natürlich sagen: "Mensch, wenn du keine anderen Probleme hast". Oder: "Darauf kommt es ja nun wirklich nicht an", aber ich denke, so einfach ist es nicht. Dass die hier ganz nicht nur Weihnachts- sondern auch Ramadhanprospekte haben, zeigt vielmehr, wie selbstverständlich der Islam hier Teil des Alltags ist, und dass es gar keine Frage ist, dass der Ramadhan genauso zu England gehört wie eben Weihnachten.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass die Supermärkte in London oder anderen Großstädten in Großbritanien ihre Werbung auf den muslimischen Kundenkreis anpassen bedeutet, dass die Supermarktbetreiber besonders weltoffen und tolerant sind - natürlich bedeutet es auch nicht das Gegenteil. Es bedeutet einfach, dass sie sehr geschäftstüchtig sind und sehen, dass sich viele ihrer Kunden dadurch angesprochen fühlen.

Könnte auch sein, dass sich das in UK auch einfach lohnt und hier nicht so.
Da müsste man mal Umsatzstatistiken von Supermärkten vergleichen. Was wird in welcher Menge gekauft?
Nur danach entscheiden Supermarktbetreiber, wie sie ihre Werbung gestalten - rein wirtschaftliche Interessen sind hier ausschlaggebend.

Die Produktpalette in UK-Supermärkten ist auch eine ganz andere als hier. Und das liegt wohl auch an der dortigen Nachfrage.

Wenn ich hier z.B. ein südasiatisches oder orientalisches Gericht kochen möchte, würde ich auch nicht in den normalen Supermarkt gehen - jedenfalls für die speziellen Sachen gibt es spezielle Läden (Asiashop, türkischer Supermarkt, etc.). Selbst wenn ich im deutschen Supermarkt auch einzelne Zutaten wie Grüne Curry Paste oder Basmatireis bekomme, so sind das doch eher Produkte, die hier von deutschen Trendsettern gekauft werden und nicht der Integration wegen im Regal stehen.

Und dass an Weihnachten Gänsebraten oder an Ostern Lamm hier angeboten wird hat zwar irgendwie mit der christlichen Tradition zu tun, solche Speisen an diesen Feiertagen zuzubereiten, aber ist auch gar nicht so vordergründig. Ich glaube, dass das Weihnachtsgeschäft hier eher mit einem allgemeinen Anstieg des Lebensmittelkonsum einhergeht, als mit irgendwelchen Gänsebraten und so.

Natürlich wäre es einen Versuch wert: Aldi & Co. könnten ja mal verschiedene Zutaten von Ramadhan-Gerichten zusammenstellen und gucken, wie der Absatz steigt oder auch nicht.

Das könnte man denen ja mal vorschlagen.

Aber ich glaube, es gibt wahrscheinlich viel zu wenige Kunden, die das interessieren könnte und der Gewinn des Ladens würde sich nicht signifikant steigern, so dass da niemand Geld investieren würde um solche Werbung zu machen.

Lieselotte hat gesagt…

Hi Anonym,

ich glaube auch, dass es hier in erster Linie um den Umsatz geht und das Zeug hier nicht deshalb im Laden steht, weil sich die Supermarktbetreiber um die Integration der Leute hier kümmern. Eine Auswirkung auf den Kunden - jenseits umsatzrelevanter Fragen - kann ein solches Verhalten dennoch haben, weil damit - ob gewollt oder nicht - das Signal gesendet wird, dass Islam hier was Normales, Alltägliches ist.

Koba hat gesagt…

Hallo Lieselotte !

Ich hatte den alten Artikel iwie verschwitzt.
Naja, jedenfalls ist es glaube ich, es ist dieser missionarische Drang an die Öffentlichkeit, der die "Ungläubigen" abstößt.

Der Islam fordert viel, aber gibt wenig, das ist der Eindruck vieler Nichtmoslems in Europa.
Von Hindus, Buddhisten und anderen Religionen, und es gibt nicht wenige davon in Europa, hört man nichts dergleichen. Religion ist dort eher Privatsache.

Viele Moslems fallen nicht gerade dadurch auf, dass sie den anderen Europäern mit besonders viel kultureller Sensibilität entgegenkommen, fordern diese aber ganz ungeniert und oftmals polternd und militant.

Was mich bspw. freuen würde, ganz ehrlich, wären Moscheen, die sich in ihrer Architektur traditionellen europäischen Gotteshäusern zumindest anlehnten. Das wäre ein kleines Signal an die Aufnahmegesellschaft, dass man auch wirklich MIT den Europäern leben will, Teil der europäischen Kultur sein will.
Kirchen im Orient sehen häufig ebenfalls orientalisch aus !

Was sollen diese vielen osmanischen/arabischen Moscheebauten ? Was signalisieren die ?
Sie stoßen eher ab m.E. und vertiefen bei Nichtmoslems eher das diffuse Gefühl einer kulturell-religiösen Landnahme.

Lieselotte hat gesagt…

Hi Koba,

"missionarischer Drang an die Öffentlichkeit" - von was um Himmels Willen sprichst du?

Der Islam kann nichts fordern. Der Islam eine Religion. Wenn, dann müsste man hier von Muslimen sprechen. Und was genau meinst du da? Was fordern sie aber geben nicht?

Dass man von Hindus, Buddhisten u.a. in Deutschland wenig hört, hängt meiner Meinung vor allem mit einer Fixierung auf den Islam zusammen, die etwas aus dem Ruder gelaufen ist.

Moscheebauten, die sich durch ihre Bauweise besser in ihr Umfeld einfügen, gibt es. Die Moschee in Penzberg wäre da nur ein Beispiel.

Dass es von dieser Art von Moscheebauten noch nicht hunderte gibt, liegt meiner Meinung daran, dass sie ein Umdenken erfordern, nämlich in die Richtung, dass der Islam (auch) etwas Europäisches ist. Das müssen auch manche Muslime noch begreifen.

Davon unabhängig denke ich, dass es auch möglich sein muss, Moscheen im traditionell osmanischen Stil zu bauen. Ob die abstoßen oder nicht ist wohl Geschmackssache und wenn sie tatsächlich Angst auslösen, dann muss man darüber reden und schauen, wo die Ursachen für diese Ängste liegen, was man dagegen tun kann - und nicht den Bau solcher Moscheen verbieten.

Gruß
Lieselotte

Koba hat gesagt…

Haloo Lieselotte !

Na, Werbung für Schariaprinzipien, "Wort zum Freitag", Forderungen nach Schulgebeten und geschlechtsgetrenntem Unterricht, Kopftuch für Kinder usw.

Man kann fordern, natürlich. Aber man sollte sich wenigstens nicht wundern, dass Menschen sich "überrumpelt" fühlen von so viel Eifer und Drang an die Öffentlichkeit.
Und, kein Hindu oder sonst ein Gläubiger hat jemals so viel Raum für seine Gebete, Vorschriften, religiösen Rituale eingefordert, wie es Moslems tun.

Sagen wir mal, orthodoxe Moslems und Verbände, die können fordern und das tun sie nicht zu knapp.

Und mit dem fehlenden Geben meine ich die mangelnde Bereitschaft, zu respektieren dass es in diesen Breiten eben unüblich und anstößig ist, vermummt durch die Gegend zu laufen, zum Beispiel. Und Geschlechtertrennung gibt es hier auch nicht, das passt hier nicht her.

Wo ist der Respekt seitens orthodoxer Moslems ? Sie fordern, sind aber nicht bereit, zu geben, weil sie ihre Werte und Vorschriften für überlegen halten. Auf Dauer kann es so keinen Frieden geben.

Ja, man muss schauen, wo diese Ängste liegen, da gebe ich Dir recht.
Und dafür muss man jedenfalls auch in die Moscheen schauen, was da so vermittelt wird über die Ungläubigen, über die Demokratie, über Moslems die nicht mehr Moslems sein wollen, über die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von Glaube und Geschlecht.

Es ist ja nicht so, Lieselotte, dass die Ursache für Ängste nur bei den Nichtmoslems liegen.

Gruß, Koba

Anonym hat gesagt…

Hey Lieselotte,

wieso bist Du der Meinung, dass es auch möglich sein sollte, Moscheen im traditionellen osmanischen Stile in Deutschland zu bauen.

Möglich ist es ja wahrscheinlich, aber wieso sollte es das große Ziel sein?

Ich bin auch dafür, dass Moscheen aus den Hinterhöfen und Industriegebieten herauskommen sollten und ordentliche Gebetsstätten angebracht wären.

Architektur sollte aber nicht wahllos nebeneinander stehen. Das bereits vorhandene muss integriert und wiedergespiegelt werden, also irgendwie aufgegriffen und nicht durch komplett neue Stile überlagert werden. Eine Anlehnung an kirchliche Bauten wäre vielleicht irgendwie auch eine Art Signal durch die Muslime, so á la: "Hey, wir möchten hier auch ein Gotteshaus haben, wir finden Eure Kirchen auch ganz schön und denken, es passt gut, wenn usere Moschee ein bisschen ähnlich aussieht - so was wie eine "deutsche" Moschee." Da würden vielleicht auch viele Gemüter besänftigt bzw. befriedet oder geöffent ... what ever.

Der Bau in Penzberg ist aber tatsächlich sehr gelungen! Das muss man sagen! Er ist zeitgemäß, modern und wunderschön.
Ich muss aber auch sagen, vielleicht gefällt er mir auch so gut, weil er gewissen Ähnlichkeit mit modernen Kirchenbauten - sei es katholischer oder evangelischer Kirchen hat. Es gibt ja auch da sehr große Diversität, was die architektonischen Stile angeht. Eigentlich finde ich immer die alten gothischen und barrocken Kathedralen und und die ultra-modernen mit viel Glas am schönsten! Die grauen Kästen aus der Zeit dazwischen sind ja nicht wirklich eine Bereicherung für das Stadtbild. Aber da gibt es hier nicht so viele ... zum Glück.

Aber eins noch:
Wenn gesagt wird, der Islam fordert, verstehe ich es vielleich so, dass der Islam hier seine Rolle als Underdog-Religion stark betont und nicht so viel selbst dagegen tut, aus der Rolle, die ihm zugeteilt wird, herauszukommen. Die Strukturen sind irgendwie ganz anders als bei den beiden großen Christlichen Religionen, die eben kirchlich organisiert sind - der Islam ist viel stärker mit Politik assoziiert und es entbrennen schneller Politische Diskurse und Angelegenheiten werden auf politischer Ebene besprochen. Mag das vielleicht ein Aspekt sein, der zu berücksichtigen wäre?

Lieselotte hat gesagt…

Hi Koba,

also, ich komme da nicht ganz mit: Wer fordert in Deutschland Scharia-Prinzipien, islamische Schulgebete oder ein Kopftuch für Kinder? Davon ist mir zumindest noch nichts zu Ohren gekommen. Weißt du, und selbst, wenn dem so wäre: Fordern kann man. Es gibt ja auch sonst ne ganze Menge Gruppen, die ich-weiß-nicht-was fordern. Und? Dann kommt es halt zu einer Diskussion darüber und die Forderung wird erfüllt oder eben nicht.

Ein Großteil der Muslime hier sind Deutsche. Die leben hier, bezahlen Steuern, die können auch in der Öffentlichkeit erwähnen, dass sie gerne dieses so und jenes anders hätten. Und wenn das jemanden stört - ja, und? Es gibt auch Leute, die sich an der Gay-Bewegung stören ... soll man da jetzt auch was gegen Schwule und Lesben machen, nur weil das manchen nicht in den Kram passt?

Was genau ist denn dein Vorschlag?

Natürlich stellen die Verbände Forderungen in der Öffentlichkeit. Das sind Lobbygruppen - genauso wie ihre christlichen, jüdischen, gewerkschaftlichen usw. Pendants.

Dass kein Gläubiger so viel Raum für seine religiöse Praxis fordert wie ein Muslim ist schlichtweg falsch. Hast du schon mal mit nem orthodoxen Juden oder nem evangelikalen Christen gesprochen? Da sieht das nicht viel anders aus als bei nem Fundi-Moslem. Was es zu verstehen gilt, ist halt bloß, dass der Durchschnittsmoslem nicht so drauf ist. Das sind vielleicht ein paar schwarze Schafe, die laut herumkrähen - aber der Mahmud und die Neslihan von nebenan, die sind nicht so drauf, die leben halt einfach ihr Leben, und fertig.

Was meinst du mit der Vermummung?

Naja, und dass auch orthodoxe Muslime durchaus geben, hab ich ja schon geschrieben. Was denkst du, wieviele Muslime hier ganz brav ihre Steuern zahlen - nee klar, da liest man nichts drüber, ist ja auch nicht so publikumswirksam wie der 180. Spiegel-Titel mit ner schwarzverschleierten Muslima vorne drauf.

Darüber, was in den Moscheen vermittelt wird, will ich schon seit ner Weile nen Artikel schreiben. Was denkst du denn, was dort so vermittelt wird?

Gruß
Lieselotte

Anonym hat gesagt…

Oh man, vielleicht sollte die Diskussion sich nicht so sehr um den Islam an sich drehen, sondern vielmehr das wahre Problem beleuchten: Tradition und Religion spielen in diesen Breiten eben eine untergeordnete Rolle - weniger Menschen fühlen sich einem traditionellen und religiösen Leben verbunden, als in anderen Gefilden. Das Ablegen dieser Verwurzelung begann schon vor vielen Jahren (Jahrzehnten) und wird durch die stärkere Verbundenheit der hiesigen Muslimen zu den traditionellen Gepflogenheiten ihrer Herkunftskulturen und den dortigen religiösen Maßstäben (na ja, für das Beispiel Türkei gilt dies wohl weniger) irgendwie in ein anderes Licht gerückt oder auch erst wieder vor Augen gehalten. Es ist wie eine Art von Kritik an der unsrigen Gesellschaft.

Im Verhältnis gibt es hier weniger streng gläubige Christen (egal welcher Konfession im Speziellen), als ordentlich praktizierende Muslime - so jedenfalls mein Eindruck. Ich kenne jedenfalls nur sehr wenige sehr fromme (ich mag dieses Wort nicht) Christen - und die verhalten sich trotz ihres tiefen Glaubens irgendwie nicht so "auffällig" ;-)

Letztens habe ich im TV eine Sendung (ich glaube 37 Grad oder so) gesehen, in welcher es um streng gläubige Christen in Deutschland geht, die ihre Kinder vor lauter Frömmigkeit nicht in die staatliche Schule schicken (wollen), weil ihnen dort nicht genügend christliche Werte vermittelt werden. Da in Deutschland aber Schulpflicht besteht, haben die Familien großen Ärger. Manche sind in die USA ausgewandert, weil dort Homeschooling erlaubt ist.

Dies sind mal zur Abwechslung Extrembeispiele für Fundi-Christen ;-)

Aber es geht ja nicht so sehr um solche Extremen, sondern es fängt schon etwas früher an - Kinder in die Schule schicken, aber nicht mitturnen lassen, nicht auf Klassenfahrten mitfahren lassen, nicht bei Freunden zu Hause übernachten lassen, Kopftuch tragen, etc.

Man kann einfach ohne genügend Positivbeispiele (wie Du, Lieselotte, ganz sicher - trotz Hijab - eines abgeben würdest) nicht von dem Eindruck, den oben genannte Fundis abgeben, abkommen!

Es ist nunmal hier in der ach so "verkommenen" westlichen Gesellschaft ein Phänomen, dass traditionelle Menschen vielleicht noch ein wenig stärker an ihren Traditionen und religiösen Vorschriften festhalten.

Koba hat gesagt…

Hi Lieselotte !

Das Schulgebet war vor ein paar Monaten großes Thema, wurde vom Verwaltungsgereicht Berlin aber zum Glück abgelehnt, weil es schon Anzeichen an der Schule gab, dass der konfessionelle Frieden gestört werde. Der Schüler heißt Yunus, musst Du mal googeln.
Und dass muslemische Eltern ihre Töchter nicht in den Schwimmunterricht schicken wollen oder auf Klassenfahrten, ist auch kein ganz neues Thema.
Kopftuch für Kinder fordert bis jetzt wohl keiner, aber dass dies immer häufiger vorkommt, finde ich durchaus beunruhigend.

Ich hab ja gesagt, klar kann man fordern. Aber es darf jedenfalls nicht verwundern dass sich Nichtmoslems in ganz Europa langsam wie während einer Invasion fühlen.

Hasspredigten und geifernde Imame, die im arabischen TV von der "Eroberung Roms, diesmal durch Dawa" schwadronieren, tun dann ihr Übriges.

Dann kommt noch der Terror im Namen des Islams, Bedrohung von Apostaten und Kritikern und die unfassbare Barbarei der Taliban und, ganz klar, der Islam wird zum Bedrohungsobjekt.
Man fühlt sich belagert von einer politreligiösen Bewegung, die anscheinend plant, hier irgendwann die erste Geige zu spielen.

Dass nicht alle Moslems Fanatiker sind, darüber müssen wir nicht reden, ich will bloß darlegen, woher meiner Meinung nach die Sorgen kommen, die ggü. anderen Religionen nicht so vorhanden sind.

Mit Vermummung meine ich konkret die Vollverhschleierung.
Es ist im westlichen Kulturkreis nicht üblich, inkognito im Alltag herumzulaufen, unsere ganze Gesellschaft baut darauf auf, dass sich freie Menschen kommunikativ gegenüber treten, ich möchte gerne sehen, wen ich vor mir habe.

Das zu respektieren, kann ich auch von Muslimen verlangen, ich setze mich in streng islamischen Ländern im Bus nicht neben eine Frau, oder lasse in Moscheen die Schuhe an, warum ? Weil es sich da einfach nicht gehört.

Ich würde gern wissen, was genau der moscheenmäßige Standpunkt zu Apostaten ist.
Ich kenne keine andere Religion der Welt, in der Apostaten sterben müssen.

Gruß, Koba

Lieselotte hat gesagt…

Hallo Koba,

ah, jetzt weiß ich, was du mit "Schulgebet" meinst. Die Sache ist bloß, dass der Junge nicht gefordert hat, dass ab demnächst alle an seiner Schule gemeinsam beten (so was wäre für mich ein "Schulgebet"), sondern er selbst wollte die Möglichkeit, beten zu können. Das ist sein Recht. Grundgesetz und so :)

Dass manche Eltern ihre Kindern nicht in den Schwimmunterricht und auf Klassenfahrten schicken wollen, ist bestimmt ein Problem. Aber auch hier würde ich fragen: Wieviele sind das wirklich? Ich erinnere mich an einen Artikel, für den Interviews mit Berliner Lehrern geführt wurden und in dem schließlich herauskam, dass die Zahl der Fälle, in denen muslimischen Mädchen von den Eltern der Schwimmunterricht versagt wurde, in keinem Verhältnis zu der übermäßigen Berichterstattung dazu steht.

Und falls so ein Konflikt tatsächlich mal aufkommt, lässt der sich bestimmt auch lösen. In dem man miteinander redet, aufeinander zu geht und zu einer Lösung kommt, mit der alle leben können. Dafür braucht man allerdings Lehrer oder Sozialarbeiter, die sich die Zeit nehmen können...

Weißt du, ich kann nachvollziehen, wie man zu der Schlussfolgerung, die du hier beschreibst, kommen kann: Hier ein negatives Beispiel, da eins, hier noch eins... Genauso aber könnte man sich die positiven Beispiele rauspicken und sagen: "Na ja, ist ja gar nicht so schlimm" oder "Läuft doch eigentlich ziemlich gut".

Angesichts einer "Invasion" (die ich nicht sehe) fühlt man sich bedroht, man Angst, vielleicht sogar Panik. Und das ist das Problem: Wenn man in solch einer panikartigen Stimmung ist, dann fällt es, denke ich, schwer, sich ruhig und gelassen die Fakten anzusehen. - Und die zeigen eindeutig, dass Deutschland nicht vor einer Invasion steht...

Vieles, was die Taliban verbrochen aben (und immer noch tun) steht im Widerspruch zum Islam.

Ich halte selbst nicht viel von der Vollverschleierung. Aber so lange es hier kein Gesetz dagegen gibt, darf das hier auch getragen werden. Und dein Beispiel dazu, wie du dich im Ausland verhälst, greift hier nicht: Viele der Niqab tragenden Frauen sind Deutsche, die sind hier zu Hause und dürfen sich also auch kleiden wie sie möchten.

Die Sache mit den "Apostaten" erkläre ich gerne demnächst mal, das wird hier sonst zu lange. (Ist aber nicht vergessen, keine Sorge!)

Gruß
von der Lieselotte

Lieselotte hat gesagt…

Koba,

hier ist mein Yunus-Artikel:

http://und-das-meint-lieselotte.blogspot.com/2010/05/yunus-darf-nicht-beten.html

Es grüßt
die Lieselotte

Koba hat gesagt…

Hallo Lieselotte,

Du argumentierst viel mit dem Gesetz, mir ging es jetzt vor allem um die mentale Einstellung. Wenn es kein Verbot von Vollschleiern gibt, können diese Damen natürlich so rumlaufen.
Nur, es sendet Signale an den Rest.

Und was viele, v.a. vervollschleierte Konvertitinnen angeht, das ist mein persönlicher Eindruck und kann natürlich nicht empirisch belegt werden, soll es auch Signale senden. "Radical Chic" nenne ich das.
Vor 30/40 Jahren wären diese Frauen vll mit roten Sternen und Hammer und Sichel auf der Jacke rumgelaufen.
Heute bringt die Gesellschaft der radikale Islam ins Schwitzen.

Wenn Menschen hier in Frieden miteinander leben wollen, muss es einen zivilisatorischen Grundkonsens geben, der bindend und verpflichtend ist für alle. Und dazu gehören so profunde Dinge wie die Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Glaubensfreiheit, aber auch die Freiheit VOM Glauben.

Bei Geschlechtertrennung und Kindern, die Kopftücher aufsetzen müssen und erst recht wenn Apostaten bedroht oder gar ermordet werden aufgrund ihrer Familie oder irgendeiner Fatwa eines unmenschlichen, faschistoiden Klerikers, dann stößt die Glaubensfreiheit hier an ihre Grenzen.

Auf jeden Fall bin ich gespannt auf deinen Post bezüglich der Murtaddin, wie man die todeswürdigen Apostaten im Islam nennt.

Gruß, Koba

Anonym hat gesagt…

Gerade heute habe ich eine alte Frau mit Niqab auf dem Markt gesehen. Und ich habe mal wieder gedacht: Muss das sein?

Im Ernst! Ich möchte das Gesicht meines Gegenübers sehen, ich möchte, dass man mir offen gegenübertritt und mir ins Gesicht schaut und ich meinem Gegenüber ins Gesicht schauen kann. Mimik verrät sehr viel über einen Menschen und wie er einem gesonnen ist! Es ist ein Gefühl von Unsicherheit, was ein Gesichtsschleier einem vermittelt. Entweder dahingehend, dass die Person einem wohl nicht vertraut oder, dass man der Person nicht vertrauen kann.

Hier ist es einfach nicht üblich ... und ich finde, es sollte auch unüblich bleiben.
In einem islamischen Land darf es meinetwegen auch ander sein. Dort würde ich, wenn es erwartet wird oder sogar vorgeschrieben ist, auch mit einem Schleier herumlaufen. Weil ich es für richtig halte, sich den örtlichen Gepflogenheiten anzupassen. Nicht bis zur Selbstaufgabe, aber doch in vielen grundlegenden Dingen, wie dem alltäglichen Umgang und der Interaktion mit den Mitmenschen (über Mimik lässt sich sehr viel mit und auch mit Fremden draußen interagieren).