Freitag, 23. Juli 2010

Ground Zero, die Moschee und so

Darf in der Nähe der Stelle, an der einst das World Trade Center stand, eine Moschee eröffnet werden?

Man könnte jetzt sagen: "Hä? Wie bitte?!"
Oder auch: "Darf man als deutscher Innenminister auf einer Geschäftsreise eine rosa Krawatte tragen?" - "Darf man als Lehrerin in einem Gymnasium eine gestreifte Leinenhose tragen?" - "Darf man als junge Mutter seinem einjährigen Kind Karottenbrei füttern?"

Nein, die Frage wird zurzeit allen Ernstes in New York debattiert. Ein Kommentar über die Debatte findet sich in der Online-Ausgabe der New York Times.


Der Kommentar ist lesenwert, auch für uns hier in Europa, weil die Art der Argumentation, die hier beschrieben wird ("Wir müssen gegen den Bau dieser Moschee protestieren, weil der Imam, der dort predigen würde, einen Onkel hat, dessen Schwester die Witwe von XY ist, der vermutlich Spendengelder an die Hamas weitergeleitet hat"), auch von Muslimbashern in Europa immer mal wieder gerne angewandt wird.

5 Kommentare:

Koba hat gesagt…

Das Argeument ist, glaub ich, eine Verhöhnung der Opfer, zumal das Haus "Cordoba House" heißen soll und damit als eine Anspielung auf die islamische Eroberung Spaniens gesehen wird.

Kampf der Kulturen halt. Gibts ja auch "auf der anderen Seite", Paranoia (Kreuzritter wollen den Islam vernichten) usw. Müssen wir uns wohl dran gewöhnen, leider. Geht aber bestimmt vorbei.

Lieselotte hat gesagt…

Welches Argument meinst du denn genau, liebe/r Koba? Dass der BAU der Moschee eine Verhöhnung der Opfer ist, kann man nur glauben, wenn man glaubt, dass die, die die für die Anschläge 2001 verantwortlich waren, vom gleichen Schlage sind, wie die, die hinter dem Moscheeprojekt sind. Hast du den Kommentar, zu dem der Link führt, gelesen? Ganz am Anfang, in einem der ersten Absätze sagt der Autor sehr deutlich, was davon zu halten ist.

Davon abgesehen denken die Muslime, die ich kenne, bei Andalusien nicht an die Eroberung Spaniens sondern an eine Koexistenz der Religionen, die als besonders friedlich, tolerant etc. angesehen wird.

Und über den "Kampf der Kulturen" könnten wir hier sehr lange diskutieren. Um es kurz zu machen: Ich halte nicht sehr viel von dem Begriff. Meiner Meinung gibts den nicht. Genauso wenig wie "die andere Seite", von der du sprichst.

Einen schönen Gruß
von der Lieselotte

Koba hat gesagt…

Es gibt bei manchen Leuten die Vorstellung vom Blutdschihad und Tarndschihad, die sich gegenseitig abwechseln aber das gleiche Ziel, Unterwerfung der Menschheit unter die Scharia, haben.
Und der Bau dieser Moschee wird wohl als Teil der subversiveren Unterwanderungstaktik gesehen, die darauf aus ist, in Amerika irgendwann die Scharia herrschen zu lassen. Also quasi, nächste Runde, weiter gehts.

Das mag sein, dass einige Leute das so sehen. Jene New Yorker sehen aber wohl eher die Eroberung Spaniens im Vordergrund und dies als subtilen Fehdehandschuh an sie.

Über den Namen kann man sicher streiten. Ich sehe jedoch durchaus eine Konfrontation verschiedener Wert- und Gesellschaftsvorstellungen. Seit dem "Karikaturenstreit" und dutzender anderer Querelen wird mir das immer deutlicher.
"Clash" heißt ja im Übr. Zusammenstoß nicht zwangsläufig Kampf.

Lieselotte hat gesagt…

Mensch Kobra, wo hast du diesen Unsinn her? "Blutdschihad", "Tarndschihad", das sind mal Dinger...?!

Davon abgesehen gibt es tatsächlich eine Konfrontation verschiedener Wert- und Gesellschaftsvorstellungen. Die Grenze zwischen "den einen" und "den anderen" verläuft allerdings nicht an der Grenze zwischen Muslimen und Christen oder Westlern und Orientalen...

Anonym hat gesagt…

Wo läuft denn die Grenze Deiner Meinung nach? Menschen definieren sich nunmal über ihre Gruppenzugehörigkeit und nicht über abstrakte Konstrukte (auch wenn diese im Hintergrund ausschlaggebend sind).