Dienstag, 15. Juni 2010

Lückenfüller

Was macht man als junge Frau, wenn der Sohn später Schule hat als man selbst zur Arbeit muss - und kein Babysitter verfügbar ist, keine Oma, der Vater selbst früh weg muss? Es mag nur eine Stunde sein - aber was macht man mit dem Kind? Vielleicht hat man eine Lieselotte, die ein paar Häuser weiter wohnt: So kam es, dass ich diese Woche auf den kleinen Marvin aufpasste.

Ich habe mich in den letzten Jahren zur gefühlten Spezialistin für U3-Kinder (=unter Dreijährige, für alle (noch) nicht Initiierten) entwickelt - was aber fängt man mit einem Sechsjährigen an? Frühstücken will er nicht, also schleppe ich, selbst nicht ganz überzeugt von der Idee, drei Kisten mit altem Kinderspielzeug vom Speicher. Er solle selbst mal schauen, ob er da was zu finden wäre - schließlich will ich ihn nicht mit unangebrachten Vorschlägen in Verlegenheit bringen. Wider Erwarten begeistert der kleine Marvin sich für die Handspielpuppen und schon nach wenigen Minuten liefern sich der Kasper und die Großmutter eine wilde Verfolgungsjagd durchs Wohnzimmer.

Das Ganze endet in einer Massenschlägerei ("bumm! watz! kawautz! bumm, bumm!"), in die zudem das Gespenst, der Räuber und die Prinzessin verwickelt sind. Als so ziemlich alle tot sind ... entdeckt Marvin das Nutella-Glas, will jetzt also doch noch was essen, und dann ist es fast auch schon Zeit, ihn zum Bus zu schicken. Dorthin laufen kann er alleine, ich überrede ihn noch, seine Jacke wieder anzuziehen, trage ihm den Ranzen zur Tür und winke zum Abschied.

Keine Kommentare: