Mittwoch, 23. Juni 2010

Karla - und ich

Heute habe ich Karla getroffen. Karla und ich kennen uns schon seit Jahren. Sie war mal mit meiner Schwester in der Schule, ich war dabei, als sie zum Islam übergetreten ist, und dann haben wir uns irgendwie aus den Augen verloren - wahrscheinlich auch, weil ich so lange nicht in Deutschland war. Heute stand sie plötzlich vor mir. Erkannt hätte ich sie nicht - wie auch, bis auch die Augen war ja auch alles mit einem schwarzen Schleier und Gewand verdeckt. Ihren Freund von damals hat sie geheiratet und Mama ist sie auch seit einer Weile. Ganz aufgeregt hat sie mir erzählt, dass sie versuchen, nach Saudi-Arabien auszuwandern, weil sie so gerne in einem "islamischen" Umfeld leben wollen, wegen des Kindes, aber auch für sich selbst.

Da saß ich ihr nun gegenüber, mit meinem altrosa Kopftuch auf dem hellen Nadelstreifenhemd; wir sind gerade dabei, nach London umzuziehen. Als sie nebenbei bemerkte, dass es haram sei, den Namen seines Mannes anzunehmen, habe ich ihr widersprochen (ich habe auch meinen Namen behalten, aber nicht, weil ich denke, dass das sonst unislamisch ist, sondern weil ich meinen Namen mag) - aber dass ich nicht glaube, dass es in Saudi-Arabien wirklich so islamisch zugeht, habe ich ihr nicht gesagt. Ich wollte sie nicht enttäuschen - und wahrscheinlich hätte sie mir sowieso nicht geglaubt? Sie schien begeistert von dem, was sie vorhat; sie sah sehr, sehr glücklich aus, und ich habe mich für sie gefreut, weil es das ist, das wichtig ist: Dass man glücklich ist, so wie man lebt.

Aber das komische Gefühl konnte ich nicht loswerden. Ob sie glücklich wird dort?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sachen gibt´s!

Wieso möchte sie denn dann ausgerechnet nach Saudi Arabien? Ts ...

Hast Du ihr nicht gesagt, dass es vielleicht auch gut wäre in einem nicht-muslimischen Land zu leben, um ein Exampel zu statuieren?

Oder wenigstens in einem seriös-islamischen Land?

Na ja, wenn sie meint, dass der Islam dort gut praktiziert wird und die Augen auch verschließt, dann wird sie bestimmt auch dort glücklich.

Ist das Kind ein Mädchen? Trägt es schon einen Schleier, obwohl es erst 3 Jahre alt ist?

Lieselotte hat gesagt…

Naja, ich glaube, eigentlich wollen sie nicht nach Saudi-Arabien an sich sondern nach Mekka. Und dass es was besonderes ist, dort zu leben, kann ich mir ja schon vorstellen.

Das mit dem Exempel statuieren - nö, das passt hier nicht. Niqab hat hier einfach mal so ein schlechtes Image, da lässt sich glaube ich nicht viel machen. Und es ist einfach so: Als Niqabi ist sie hier ein gehöriges Stück fremd, da kann sie machen, was sie will, aber das Leben hier ist für sie auf jeden Fall EXTREM schwierig. Insofern passt der Wunsch, gehen zu wollen, schon.

Was meinst du mit "seriös-islamischen Land"? Sie hatte noch ein paar andere arabische Länder auf ihrer Liste. Darunter waren auch welche, die bei uns nicht gleich ein "Waaas? O Gott, wirklich?!" hervorrufen würden... Ein Land, in dem alles ganz toll islamisch ist, kommt mir so eh nicht in den Sinn.

Sie ist nicht dumm, deswegen glaube ich nicht, dass sie vor den Widersprüchen zu dem Bild, dass sie in ihrem Kopf hat, einfach die Augen scließen würde. Ich mache mir halt nur Sorgen, dass sie eine große Enttäuschung, Desillusionierung?, erleben könnte. Und ansonsten wäre es natürlich doof, wenn sie in SA leben würde und es dann in irgendeiner Weise zu Differenzen mit ihrem Mann käme (die beiden verstehen sich super, aber man weiß ja nie). Dann säße sie da mit ihm und käme nicht weg, wenn sie weg wollte.

Das Kind ist kein Mädchen, aber selbst wenn es eins wäre, würde es mit 3 keinen Schleier tragen. Nee. Der Kleine ist in besten Händen, DAS ist nicht meine Sorge... :)